Homeschooling in Australien

Lerntraining

Das größte Klassenzimmer der Welt

Die drei Schularten in Australien

In Australien gibt es riesengroße scheinbar menschenleere Gebiete. In Wahrheit sind fast alle Regionen besiedelt – allerdings ausgesprochen dünn. Einzelne Farmen erstrecken sich über Gebiete zwischen tausend und zehntausend Quadratkilometern. Aufgrund des trockenen Bodens wird in erster Linie Viehzucht betrieben. Auf diesen Farmen sich auch Kinder zu Hause, die ganz anders aufwachsen als ihre Altersgenossinnen und – genossen in den Großstädten des Küstengebiets. In den Küstenstädten sind rund 90 % der Australierinnen und Australier zu Hause. Ihre Schulen unterscheiden sich nicht wesentlich von europäischen Schulen. Manche Farmkinder gehen auch in Städten zur Schule, leben allerdings im Internat, denn ihr Schulweg wäre zu weit.

Die meisten Farmkinder bleiben jedoch auf den Farmen. Ihr Schulweg würde bis zu 1000 Kilometer betragen, tatsächlich ist er meistens sehr kurz – nämlich nur ein paar Schritte bis vor den Computer oder das Funkgerät. Dort treffen sie sich mit ihren Mitschülerinnen, Mitschülern und Lehrkräften in der „School of the Air“, dem größten Klassenzimmer der Welt. Über das Internet oder mit Hilfe von Funkgeräten wird gelernt und getratscht. Die Kinder können Neuigkeiten aus ihrem Erlebnisumfeld berichten z.B. über ihre Lieblingstiere und das Leben auf der Farm.

Die Betreuerinnen und Betreuer

Meistens betreuen die Eltern die Kinder bei den Fernkursen. Die Betreuungspersonen müssen keine ausgebildeten Lehrkräfte sein. Sie erhalten Stundenpläne mit Angaben über die Zeit, die Schülerinnen und Schüler für die einzelnen Fächer aufwenden sollen. Sie organisieren unter anderen den schulischen Arbeitsplatz zu Hause, achten auf die Einhaltung der täglichen Routine, beaufsichtigen, überprüfen und besprechen die schriftlichen Fernkurse und elektronischen Übungen.

Wie es zur „School of the Air“ kam

1916 begann man in Australien, für Kinder im Hinterland den Schulunterricht in schriftlichen Fernkursen anzubieten. Diese Ausbildungsmöglichkeit wurde gerne angenommen, da Internat, Hauslehrerinnen und -lehrer für viele Farmer teuer waren. Ein Nachteil der „School of the Air“ besteht allerdings darin, dass die Kinder beim Lernen oft allein sind. Die Eltern, Geschwister oder eigens angestellten Tutors schlüpfen in die Rolle einer Ersatzlehrperson.

Die erste Funk-Schule wurde 1951 in Alice Springs eröffnet. Allein diese Schule versorgt bis heute ein Gebiet von über 1,3 Millionen Quadratkilometer, das entspricht etwa der zwanzigfachen Fläche Österreichs. In diesem Gebiet leben nur rund 140 Schülerinnen und Schüler, die bis zu 1000 km vom Schulgebäude entfernt wohnen.  Insgesamt gibt es neun Klassen, in denen Kinder im Alter zwischen 4 und 13 Jahren unterrichtet werden. Früher erhielten die Schülerinnen und Schüler Informationen zu ihrem Lernstoff über Radio und der Lkw, der die Rinder von den Farmen abholte, brachte ihnen die Lernunterlagen. Über Funk konnten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften besprechen, was sie nicht verstanden hatten. Probleme gab es oft wegen schlechter Übertragungsqualität. Heute nutzen Eltern und Kinder meist das Internet.

Der Unterrichtsalltag

Die Lehrpersonen sitzen in der Schaltzentrale der „School of the Air“. Von dort aus vergeben sie via Email, Videochat oder Funk die Übungen und kontrollieren die Hausübungen. Pro Woche hat jede Schülerin und jeder Schüler zehn Minuten private Lernzeit mit der Klassenlehrerin / dem Klassenlehrer. Diese Schulstunden ergänzen die Arbeit an den Fernkursen zu Hause, für die die Schülerinnen und Schüler fünf bis sechs Stunden pro Tag an sechs Tagen der Woche aufwenden. Zu Beginn jeder Stunde melden sich alle Kinder. Wer sich nicht meldet, wird angerufen. Die Unterrichtseinheiten sind nicht länger als 20 bis 30 Minuten, da die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern bei dieser Art von Unterricht sehr kurz ist. Auch Wahlfächer wie Kochen, Erste Hilfe, Drogenberatung, Kunsthandwerk usw. werden über Funk angeboten.

Zu Beginn jedes Schuljahrs treffen sich die Kinder in der Schule. Dort lernen sie ihre Klassenkameradinnen und -kameraden und Lehrkräfte kennen. Ansonsten sehen sie sich normalerweise hauptsächlich via Webcam. Wenn die Eltern eine der seltenen Einkaufsfahrten machen, kommen die Kinder mit und verbringen ein paar Stunden in der „School of the Air“.

Lehrerinnen und Lehrer auf Hausbesuch

Einmal im Jahr machen die Lehrerinnen und Lehrer ihr Rund durchs Land, um ihre Schülerinnen und Schüler zu besuchen. Dabei reisen sie mit dem schuleigenen Jeep oder mit dem Flugzeug Tausende von Kilometern, auch um die Lernumgebung zu sehen und die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler kennen zu lernen. Zu den Voraussetzungen für eine Lehrerin oder einen Lehrer an der „School of the Air“ gehört beispielsweise, dass man Reifen wechseln oder einfache Reparaturen ausführen kann.

Die Lehrerinnen und Lehrer müssen wegen der riesigen Entfernungen oft im Elternhaus ihrer Schülerinnen und Schüler übernachten und lernen so deren familiäre Umgebung besser kennen als die meisten Lehrkräfte, die „normale“ Klassen unterrichten.

Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Infos aus dem Buch: Deutschstunde 2. Klasse; Autor: Leb, Bergthal, Erlacher, Sonnleitner, Verlag: Veritas; http://www.australien-info.de (Stand: 16.01.2018)

Wie strukturiere ich einen Lernalltag?

Lerntraining

Wie im Video erklärt ist es wichtig, den Lernalltag zu strukturieren. Vorallem in herausfordernde Situationen ist es umso wichtiger, weil das Familienleben neu geordnet werden muss. Fragen die dabei behilflich sein können sind:

Wann beginnt der Lernalltag? Welche Fächer werden gemacht und wie lange? Wo und wie lernt das Kind? Wofür ist das Kind selbst verantwortlich? Wobei kann ich, als Elternteil, mein Kind aktiv unterstützen? Wann werden Pausen gemacht? Wie wird die Pause verbracht?

Pausen sind wichtig, damit der Körper und das Gehirn sich entspannen können. Die Pause kann für Bewegung, Essen, Trinken oder einem Spaziergang an der frischen Luft genutzt werden.

Tages- und Wochenaufgaben können für jede Woche gesammelt werden, Aufgaben die Spaß, aber auch Anstrengung erfordern dürfen vorhanden sein z.B. Mind Map erstellen, Vokabeln lernen, … etc.

Beim Lernen zuhause sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Homeschooling ist für Eltern und Kinder eine neue und lehrreiche Situation.

Viel Spaß bei der neuen Chance als Familie zu Wachsen.